(Abteilung A der IPO 1 – 3 und FH 1,FH 2 und IPO-FH-Prüfungen)

Die Fährtenarbeit im Gebrauchshundesport hat noch immer enge historische Bezüge: Wenn in früheren Zeiten im ländlichen Bereich eingebrochen wurde, der Dieb danach schnell zu Fuß flüchtete, dabei eine intensive Bodenverletzung in Naturboden verursachte und auf der Flucht eventuell einen Teil seiner Beute verlor, war eine Fährtenarbeit durch den Hund noch sinnvoll.

Heute finden diese „klassischen“ Einbrüche kaum noch statt. Die Menschen wohnen in Hochhäusern, der Dieb kommt mit dem Auto.

Für den Hund aber ist die Fährtenarbeit auf der Grundlage der ursprünglichen Verwendung eine sehr anspruchsvolle Beschäftigung. Möglich ist sie, weil Hunde im Gegensatz zu uns Makrosmatiker („Nasentiere“) sind. Den größten Teil des Hundegehirns nimmt das Riechhirn ein, zudem sind seine Riechschleimhäute größer und dicker als beim Menschen. Im Vergleich ist für den Hund die Riechfähigkeit so wichtig wie für uns das Sehen.

Daher ist es auch „artgerecht“, Hunde im Bereich der Nasenarbeit zu beschäftigen (wie es auch z. B. im Rahmen der Stöber-, Rettungshunde- oder Mantrailerausbildung geschieht). Man könnte sogar behaupten, dass Hunde ohne die Gelegenheit zu ausreichender Nasenbeschäftigung geistig verarmen.

Was wird verlangt?

Der Hund soll ruhig und konzentriert einer menschlichen Fährte in Naturboden "Tritt für Tritt" in gleichbleibendem Tempo mit tiefer Nase folgen und die in die Fährte gelegten (genormten) Gegenstände überzeugend verweisen oder sicher aufnehmen.

Die Fährte soll in normalem Schritt gelegt werden und enthält je nach Prüfungsstufe mehrere rechte (IPO 1 – 3 und FH 1) sowie in FH 2 und IPO FH zusätzlich spitze Winkel und einen Bogen. Der Schwierigkeitsgrad und die Länge nehmen mit aufsteigender Prüfungsstufe zu:

In der IPO 1 legt der Hundeführer selbst die Fährte nach Anweisung des Leistungsrichters. Nach einer Liegezeit von 20 Minuten wird dann der Hund vorbereitet und die Fährte abgesucht. Für das Halten der Fährte kann der Hund maximal 79 Punkte, für das Verweisen der beiden Gegenstände maximal 21 Punkte bekommen, sodass er letztlich für eine hervorragend abgesuchte Fährte 100 Punkte erreichen kann. Der Hundeführer muss dem Hund im Abstand von 10 Metern folgen, wobei der Hund entweder unangeleint (Freisuche) oder an einer 10 Meter langen Leine geführt werden darf. Angeleint kann er entweder am Halsband oder an einem handelsüblichen Such (Böttcher- oder Brust-)-Geschirr geführt werden.

In den höheren Prüfungsstufen ändert sich dann jeweils nur der Schwierigkeitsgrad:

Ab IPO 2 sucht der Hund Fremdfährten. Diese legt nach Richteranweisung ein Fährtenleger. Hund und Hundeführer müssen dabei außer Sicht bleiben. Auch Fährtenlänge und Liegezeiten werden immer länger.

Ab IPO 3 nehmen auch die Anzahl der Winkel und Gegenstände zu.
In der FH 1, FH 2 und IPO FH beträgt die Mindestliegezeit dann 3 Stunden. In dieser Zeit können unter Umständen starke Witterungseinflüsse, aber auch frische Wildspuren das Ausarbeiten der Fährte anspruchsvoller machen. Zusätzlich legt eine zweite Fremdperson vor dem Ausarbeiten der Fährte eine deutlich jüngere Verleitung, die an zwei Stellen die Ansatzfährte kreuzt.

In der FH 1 wird diese Verleitung 30 Minuten nach dem Legen, in der FH 2 und IPO FH 30 Minuten vor dem Ansetzen des Hundes gelegt.

Beides ergibt unterschiedliche Probleme: Durch die nur 30 Minuten jüngere Verleitung fällt dem Hund die geruchliche Unterscheidung eventuell schwer, die deutlich jüngere Verleitung der FH2 und IPO FH hingegen spricht „natürliche“ Verhaltensweisen des Jägers im Hund an. Ein jagender Hund würde sofort auf die frischere (weil erfolgversprechendere) Spur überwechseln. Dieser Verlockung muss der ausgebildete Fährtenhund widerstehen.

Das nach Prüfungsordnung gewünschte Suchverhalten kann der Hund nur lernen, weil er neben der hervorragenden Riechfähigkeit auch die Führigkeit und Unterordnungsbereitschaft mitbringt, um auch „unnatürliches“ Verhalten in der Sucharbeit sicher zeigen zu können (kein erfolgreicher Jäger folgt der Beute LANGSAM, schneidet Winkel nicht ab, nutzt nicht neben der tiefen Nase auch den Wind mit hoher Nase!).

Mit der Fährtenausbildung kann im Welpenalter bereits begonnen werden. Die intensive, ruhige Arbeit ist ein exzellentes Training für Herz und Kreislauf und für den korrekt suchenden Hund auch sehr anstrengend. Fährtenhunde benötigen für ca. 1800 Schritt lange Fährten bis zu 40 Minuten Zeit und zeigen dabei eine Erhöhung der Körpertemperatur von bis zu 2° C. Je ausgeglichener, ruhiger und erfahrener ein Hund ist, umso ökonomischer sucht er. Daher ist dieser Bereich für viele Hunde auch im hohen Alter eine gute Beschäftigungsmöglichkeit.

Die im Sport verlangte Fährtenarbeit basiert auf dem Geruch der Bodenverletzung: Dort wo Naturboden durch das Begehen verdichtet wird, werden Bodenbakterien aktiv und verursachen unter dem Einfluss von Witterung und Zeit eine geruchliche Veränderung gegenüber dem nicht, früher oder später betretenen Umfeld. Diesem Unterschied folgt der ausgebildete Fährtenhund. Der Individualgeruch des Fährtenlegers spielt (im Gegensatz zum Mantrailing) fast keine Rolle, lediglich die Gegenstände werden von ihm zuvor 30 Minuten lang am Körper getragen und so „verwittert“. Der Hund soll andere Gegenstände, die er eventuell zufällig im Fährtenverlauf findet, NICHT verweisen.